The Evil me ist Stefanie Hasses erster Jugendthriller mit Science-Fiction-Elementen und spielt in einer vielleicht nicht allzu fernen Zukunft.
Du kennst niemanden weniger als dich selbst…
Inhalt:
The Evil Me
Eine bessere Welt, ein erweiterter Horizont, grenzenloses Wissen und die ununterbrochene Möglichkeit, mit jedem und allen in Verbindung zu treten – das und noch viel mehr verspricht die Koryphäe Zukunft, der MindLog. Monica wartet gefühlt schon ihr ganzes Leben darauf, endlich den Chip eingepflanzt zu bekommen. Fast alle in ihrem Freundeskreis haben ihn bereits und der Graben zwischen ihnen wird immer tiefer. Als es zu ihrem achtzehnten Geburtstag endlich dazu kommt, ist die Erfahrung überwältigend. Doch dann beginnen ihre Freunde sich zu verändern. Auf Blackouts folgen unheimliche Identitätsstörungen und böse Taten. Was ist nur mit ihren Freunden los? Und was geschieht mit ihr, wenn sie selbst das Bewusstsein verliert…?
Leseprobe aus The Evil Me
Achtzehnjähriger vergreift sich an minderjährigem Mädchen auf Rockkonzert
Die Schlagzeile des E-Papers sprang Monica förmlich entgegen, je länger sie darauf starrte. Die Schrift schien im Rhythmus ihres pochenden Herzens zu pulsieren. Auch wenn sie es schon von ihrer Freundin April erfahren hatte, waren der Schock und der Schmerz keinesfalls geringer geworden. Erneut kroch die Säure ihre Speiseröhre hinauf und Monica hatte Mühe dagegen anzukämpfen.
Wie konnte Danny ihr so etwas antun? Sie schüttelte den Kopf, weil sie es immer noch nicht begreifen konnte, nicht begreifen wollte.
Schniefend verbarg sie den Kopf auf ihrem Unterarm.
Happy Birthday, Monica.
Bei dem Gedanken verzog sie das Gesicht.
1. Kapitel
»Mum, du musst noch die Unbedenklichkeitsbescheinigung unterschreiben.« Keine Reaktion. »Mum!« Monica rannte die Treppen nach unten und fand ihre Mutter in der Küche. Wer nicht wusste, dass sie wie wenige der Erwachsenen ein MindNet-Implantat trug, hätte sie für verrückt halten können. Samantha Ryan rührte in einem Topf, aus dem es verführerisch nach Chili con Carne duftete, und führte Selbstgespräche.
»Mum!« Monica trat hinter ihre Mutter und stieß sie leicht an der Schulter an. Samantha ließ den Kochlöffel fallen und keuchte vor Schreck auf. Spritzer der Soße landeten rund um den Topf. Monica konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Insgeheim war sie stolz auf ihre Mutter, die so fortschrittlich war und ein MindLog trug. Sie selbst sehnte ihren achtzehnten Geburtstag herbei, seit MindNet das Produkt vorgestellt hatte. Es musste traumhaft sein. Endlose Gespräche mit ihrem Freund Danny, der sein Implantat schon seit zehn Monaten trug und der nie um seinen Akku bangen oder sich wie Monica neuerdings vor Verbrennungen aufgrund von Überhitzung ihres alten Pads fürchten musste.
»Mary, einen Moment.« Samantha schaltete mit einem kurzen Befehl ihr MindLog stumm. »Musst du mich so erschrecken?« Gespielt entrüstet sah sie ihre Tochter an, bis sie nicht mehr ernst bleiben konnte und Monica liebevoll anlächelte. »Was gibt es denn?« Monica reichte ihrer Mutter die Unbedenklichkeitsbescheinigung. MindLog-Implantate waren ab achtzehn erlaubt. Da sie bis einundzwanzig dennoch als minderjährig galt, benötigte Monica das Einverständnis eines Erziehungsberechtigten. »Danny und ich wollen heute zu MindNet. Drück mir die Daumen, dass sie es vielleicht heute schon machen.«
Samantha blinzelte zweimal, ehe sie das Pad entgegennahm. Schon vor Jahren hatte sie die Gleitsichtlinsen implantiert bekommen, die sie mit dem Blinzeln von Fern- zu Nahsicht umschalten musste. Die neue Generation tat dies inzwischen automatisch, aber Samantha hatte sich so daran gewöhnt, dass sie keinen weiteren Eingriff vornehmen lassen wollte. »Du glaubst also ernsthaft, dass sie die MindLog-Operation noch vor deinem Geburtstag durchführen?« Samanthas Blick war skeptisch.
»Er ist doch schon morgen. Aber sonntags operieren sie nicht«, erwiderte Monica stur. »Und ich hab von jemandem gehört, der jemanden kennt, bei dem es auch vorher schon gemacht wurde. Also bitte unterschreibe!«
»Ist ja schon gut.« Samantha kam dem Wunsch ihrer Tochter nach und presste ihren Zeigefinger auf das Pad.
Erleichtert lächelte Monica ihre Mutter an, während das Pad die Identifikation startete. Kleine Punkte hüpften über die feinen Linien des Fingerabdrucks und kurz darauf erschien ein Bild von Samantha. Diese verzog sofort das Gesicht. »Es ist eine Schande, dass man sich die Bilder nicht aussuchen kann. Ich sehe aus wie eine Schwerverbrecherin. Und täglich muss ich es sehen, wenn ich irgendwo bezahle oder mich im Netzwerk einlogge.« Sie schnaubte und riss kurz darauf die Augen auf. Schnell rief sie »Weiter!« und rieb sich am Kopf. »Mary, entschuldige die lange Unterbrechung … Monica hat eine Signatur gebraucht … Ja, spätestens nächste Woche ist es auch bei ihr so weit … Ja, da hast du Recht. Sie werden einfach zu schnell groß.«
Monica hörte nicht weiter hin und wählte Dannys Nummer auf dem Pad. Schon beim ersten Klingeln hob er ab. »Guten Morgen, Süße!«
»Was ist das für ein Geräusch? Bist du schon unterwegs?« Monica klemmte sich das Pad zwischen Schulter und Ohr und fischte eine Tasse aus dem Regal, die sie in den Kaffeeautomaten stellte.
»Nein, ich stehe gerade unter der Dusche. Du willst doch einen wohlriechenden Freund an deiner Seite, wenn du den Tag mit mir verbringst, oder?« Das Mahlwerk war so laut, dass Monica schnell zur Seite trat und die Milch aus dem Kühlschrank holte. Als das Surren der Maschine anzeigte, dass der Kaffee zubereitet wurde, schüttete sie die Milch dazu.
Monica musste unwillkürlich lächeln. Sie würde ihn auch an ihrer Seite haben wollen, wenn er verschwitzt vom Basketballtraining war. Unwillkürlich zog ein spezielles Bild von Danny vor ihrem inneren Auge vorüber: wie er sich im durchnässten Trikot die dunklen Haare aus dem Gesicht streifte. Sie fand, dass er immer gut roch. Sogar noch besser als der erste Kaffee am Morgen, lächelte sie in sich hinein und nahm einen großen Schluck aus der Tasse.
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